Naturgemäß glauben und leben

Saurer Regen - Sterben der Wälder - Gifte in Luft, Boden und Nahrungsmitteln - Aussterben von Tier- und Pflanzenarten - Asphalt statt Grün. Zum Widerstand hiergegen sind wir aufgerufen. Aber bei vielen erschöpft sich die Tätigkeit in Protesten. Die Frage, warum dies geschieht, wird kaum gestellt. Die Ursache für die Naturzerstörung liegt in einem kraß egoistischen, materialistischen Denken. Nur der Profit, der Eigennutz zählt. Es gibt kaum noch allgemein anerkannte Werte und Lebensrichtlinien. Wo sind die Bausteine einer neuen Ordnung? Diese Frage zu beantworten, bieten sich eine ganze Reihe christlicher Sekten und östlicher Religionen an. Aber sind ihre Antworten uns Europäern gemäß?

Die Naturreligionen bezogen den Menschen in die natürliche Lebensgemeinschaft ein. Die heute wohl bekanntesten Beispiele derartiger Religionen sind die indianischen. Mit Hilfe ihrer besonderen Lebensauffassungen verstanden es die Indianer, ihren Siedlungsraum mit seiner Artenvielfalt und seinem Waldreichtum über Jahrtausende hindurch zu erhalten. An ihrer Kultur zeigte sich, wie Natur,   Landschaft und  : Mensch eine   wohlgelungene   Einheit

Laubbaum

bilden können. Doch stellen die Indianer keinen Einzelfall dar. Überall auf der ganzen Erde gab und gibt es noch Stämme und Völker mit Naturreligionen. Obwohl sie sich teilweise ganz erheblich voneinander unterscheiden, ist ihnen allen gemeinsam, daß sie zu den natürlichen Umgebungen passen, in denen sie entstanden sind. Nicht jede Naturreligion ist jedem Klimabereich und jedem Landschaftsraum angemessen. Dazu kommt, daß die Menschen im Laufe vieler Geschlechterfolgen besondere Eigenheiten in Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten entwickelten.

Auch in unserem Raum gab es über Jahrtausende eine unseren Eigenarten entsprechende Religion, die hierher paßte, weil sie sich hier entwickelt hatte. Sie sorgte ebenso wie die indianische über Jahrtausende hinweg dafür, daß der Mensch Schönheit und Reichhaltigkeit der Natur bewahrte und sie nicht ausbeutete. Baumfrevel wurde beispielsweise bei den Germanen streng bestraft. Es gab heilige Bäume und Haine und auch heilige Tiere. So war es früher üblich, daß der Tod eines Hofbauern der ältesten Eiche der Umgebung mitgeteilt wurde. Ebenso standen Tiere in hohem Ansehen. Ein letzter Rest hiervon hat sich noch an den gekreuzten Pferdeköpfen, die an der obersten Stelle vieler Niedersachsenhäuser angebracht sind, erhalten. Diese Beispiele zeigen, daß alle Lebewesen zunächst als Mitgeschöpfe betrachtet wurden und nicht als Wirtschaftsobjekte. Quellen, Flüsse, Berge, Haine, besonders alte Bäume wurden verehrt - Vergiftung der Flüsse, Vernichtung der Wälder sind bei solchen religiösen Grundlagen undenkbar. Dies änderte sich erst, als unsere heidnischen Vorfahren mit Gewalt und Zwang daran gehindert wurden, weiter ihrem Naturglauben zu folgen. Die Donarseichen wurden abgehackt - Symbol für das, was kam. Seit Kaiser Karl wurde hier fast 1000 Jahre lang jeder mit dem Tode bestraft, der beim heidnischen Glauben bleiben wollte und sich nicht taufen ließ. Millionen von Ketzern und Hexen wurden gefoltert und umgebracht, und so der alte Glaube weitgehend ausgerottet. "Macht Euch die Erde untertan" trat an die Stelle der Achtung vor der Natur. Wessen "Reich nicht von dieser Welt ist", dem kann Umweltschutz gleichgültig sein.

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