Das Weltbild des Schamanen und davon, wie man es selber erfährt

Mein Name ist Uwe Ecker. Ich bin fünfunddreißig Jahre und werde dir in diesem Artikel einen einzigartigen Zugang zum Wesen der europäischen Schamanismus eröffnen. Dazu folgen noch weitere Artikel.

Es wird Dich interessieren, wie ich selber zum "Schamanen" wurde: Zunächst gestattete mir ein günstiges Schicksal in einer Familie aufzuwachsen, in der noch einiges an altem Wissen vorhanden ist. So konnte ich von meinem Großvater die Grundzüge der Kunst erlernen,durch energetische Striche Trancen bei Menschen und Tieren herbeizuführen. Ihm verdanke ich auch den Zugang zur isländischen Mythologie.

Von meiner Großmutter und einem Onkel erfuhr ich Dinge über Heilpflanzen, die ich bisher noch in keinem Buch wiederfand. Sei es nun wissenschaftlichen oder populär.

Als ich 1984 nach Berlin kam, schloß ich mich der Heidnischen Gemeinschaft(1) an. Bald wurden meine Begabungen erkannt und daher wurde meinem Antrag zur Ausbildung zum Goden stattgegeben. Der Gode ist ein Zeremonialleiter, ein naturreligiöser Priester. Im Rahmen dieser Ausbildung wurde ich auch im Schamanismus des Nordens geschult, geprüft und eingeweiht.

Da ich auch als Heilpraktiker und Psychologe tätig bin, habe ich reichlich Gelegenheit die Methoden des Schamanismus in meinen Arbeitsalltag anzuwenden.

Zunächst möchte ich nun erklären, was ich unter Schamanismus verstehe und welche Gedanken diesem zugrunde liegen. Dazu nutze ich den Rahmen der europäischen Naturreligion.

Schamane bzw. Schamanka sind Worte aus der Sprache der Thungusen, eines sibirischen Steppenvolkes. Jahrzehntelang versuchten westlichen Forscher, die zum großen Teil selbst christliche Priester waren, den Schamanismus als "arktischen Irrsinn" verleumden.

Leider ist der größte Teil der älteren ethnologischen Literatur von diesem Bestreben geprägt.Doch dem widerspricht der Umstand, daß Schamanen einen um 20 -40% größeren Wortschatz als die normalen Angehörigen ihrer Kultur aufweisen. Sie sind die Dichter und Intellektuellen der jeweiligen Gesellschaften.

Die neue völkerkundliche Literatur dagegen folgt dem westlichen Materialismus und trägt der Verwendung von Rauschdrogen in schamanisierenden Kulturen übermäßig Rechnung.

Meine eigenen Erfahrungen mit dem Schamanismus als Lebensform sind da ganz andere:

Denn der Schamane sieht die Welt in einer sehr vielschichtigen Art und Weise. Er kennt mehrere Welten, die er bereisen kann. In jeder Welt trifft er unterschiedliche Wesen wie zum Beispiel die Geister der Verstorbenen oder die Geister der Pflanzen. Mit ihnen kann er sich unterhalten, sie um Rat und Hilfe bitten oder sie zur Zusammenarbeit auffordern.

Daher besteht die Aufgabe des Schamanen darin, den Kontakt zur Geisterwelt zu halten und zu nutzen. Grundsätzlich gibt es dazu zwei verschiedenen Möglichkeiten:

Erstens kann der Schamane, wie schon oben genannt, in die unterschiedlichen Welten der Geister reisen. Dieses bezeichnet man als Gandreidh, als zauberischen Ritt. Den Begriff der Gandreid kenne ich aus dem Altnordischen. Gand heißt soviel wie Geist und Reid ist die Reise. Es handelt sich also um eine Reise, die der Schamane mit seinem Geist antritt. Seinen Körper läßt er dabei zurück.

Als zweites kann der Schamane die Geister zu sich einladen. Das nennen wir nach einer alten runischen Formel Lathu, also Ladung. Dieses Wort, Lathu, wurde als Runeninschrift (2) gefunden.

Besonders wichtig für den Schamanen ist aber auch die Mythologie. Eine Mythologie gibt dem Schamanen Halt und Wissen. Sie ist wie eine Landkarte der Welt, die ihm hilft, sich zu orientieren. Aber sie ist auch eine Sprache, nämlich die Sprache des Herzen. Sie ermöglicht es dem Schamanen seine Erfahrungen im Umgang mit der Geisterwelt auszudrücken und zu ordnen.

Die auf Island erhalten gebliebene Mythologie beschreibt verschiedene Welten. Doch diese magischen Reiche der Geister sind nicht etwa in einem Gang von einem Gott geschaffen worden und bleiben nunmehr immer stabil.

Vielmehr lehren die Mythen der Alten die Erkenntnis, daß das materielle Universum in jedem Augenblick neu wird. Es handelt sich bei unserer Erkenntnis von der Entstehung der Welt (Kosmogonie), also nicht um eine einmalige Schöpfung, sondern um eine andauernde Werdung.

Diesen Gedanken muß man erst einmal ganz erfassen, wenn man die Welten der Geister betreten und mit ihnen umgehen will.

Die ganze Welt ist andauernd im Werden.

Alle Stabilität ist Illusion.

Die Alten lehren uns auch, daß diese andauernde Werdung aus zwei Quellen gespeist wird.
Die eine wird ist die Feuerwelt. Hier wird durch das Bild einer Feuerwelt eine Welt der Energie, der Veränderung, der Strahlung und der Hitze beschrieben; wo alles instabil ist und unberechenbaren Wandlungen unterworfen ist.
Die andere Quelle der Existenz ist die Eiswelt. Sie wird als erstarrte und überaus stabile Welt des Eises dargestellt. Hier wandelt sich nichts. Alles ist fest und geformt.

Zwischen den extremen und lebensunfreundlichen Urwelten aus Feuer und Eis war das uranfängliche Nichts (3). Die beiden Urwelten vereinigen sich in diesem uranfänglichen Nichts. Dort entsteht die gemäßigte materielle Welt (4).

Und sie entsteht auch heute noch. In jeder Sekunde unseres Lebens findet die andauernde Werdung statt, indem sich Ströme aus den beiden Urwelten vermischen.

Die Art, in der diese Mischung beider Urkräfte (Feuer und Eis) erfolgt, bestimmt, welches Objekt in der materiellen Welt Bestand hat. Alles, gleich ob belebt oder unbelebt, Steine, Gebrauchsgegenstände, Pflanzen, Tiere, Menschen, alles existiert einzig und allein dadurch, da sich die Urströme auf eine Art mischen, die diesem Objekt entspricht.

Der Geist eines Dinges steuert die Art der Mischung der beiden Ströme aus der Feuer- und aus der Eiswelt. Daher bezeichne ich es als Geist oder als Wesenheit eines Dinges.

Also hat jedes Ding einen Geist, welcher dafür sorgt, daß es erhalten bleibt. Denn um in dieser Welt Bestand zu haben muß es immer wieder aus den beiden Kräften der Urwelten entstehen. Auf diese Weise nehmen alle Dinge immerzu an der Werdung teil.

Würde eine der beiden Urkräfte aufhören zu wirken, zum Beispiel die feurige Kraft, so verschwände dieses Ding gleich einer Diaprojektion, die verschwindet wenn das Licht des Projektors ausgeschaltet wird.

Würde die formgebende Kraft aufhören zu wirken, so verschwände das Ding wie eine Diaprojektion, wenn man die Leinwand wegnimmt.

Ohne den Geist des Objektes aber wäre es, als fehle das Dia, das der Projektion ihre Gestalt verleiht.

Selbstverständlich hinkt diese Metapher in vielerlei Hinsicht. Dennoch veranschaulicht sie die Bedeutung der Ober- und Unterwelten für die Menschenwelt. Alles kristallisiert nach Maßgabe der Geister aus den beiden Urwelten heraus.

Die Kunst des Schamanen ist die Verständigung mit den Geistern, den Wesen der Dinge.

Er kann die Art wie die Dinge sich entwickeln beeinflussen, indem er auf die Geister Einfluß nimmt.

Die andauernde Werdung aller Dinge, die die Geister betreuen, wird durch eine feurige wandelnde Kraft von oben und durch eine kühle, stabilisierende Kraft von unten gespeist. Dabei gibt es nach oben und nach unten hin unterschiedliche Mischungsverhältnisse dieser beiden Urkräfte.

Jene Schwingungsebenen oder Welten, die dem Reich des Eises näher liegen, bilden sich überwiegend aus dem Strom aus dieser Welt heraus. Ähnliches gilt für die Welten, die nahe der feuerigen Urwelt liegen.

So entstehen zwischen den beiden Urwelten sieben Welten. Insgesamt sind es also neun Welten oder Schwingungsebenen. Ganz in der Mitte dieser Welten befindet sich die materielle Welt, in der wir leben. Von dort aus gesehen, liegen nach dem Empfinden der Menschen vier Welten unter ihnen. Diese nach unten hin liegenden Welten werden daher als Unterwelten bezeichnet. Wobei die unterste Welt eine der Urwelten, nämlich die Welt des Eises, ist.

Die vier anderen Welten liegen nach oben hin und werden daher Oberwelten genannt. Die oberste dieser Welten ist die andere Urwelt, nämlich die des Feuers.

Die neun Welten werden durch das Bild des Weltenbaumes geordnet. Dieser Baum streckt seine Wurzeln nach unten in die dunkle Kühle. Seine Äste aber wachsen aufwärts, der lichten Wärme entgegen.

Das Bild des Weltenbaumes ist die Metapher für ein wachsendes und sich entwickelndes Universum. Es ist ein lebendiges und beseeltes Universum.

So erfuhren die Alten die Welt. Und diese Weltanschauung macht den Verkehr mit den Geisterwelten sinnvoll und notwendig.

Dies ist eines der vielen sich ähnelnden Weltbildern der europäischen Naturreligion. Es eröffnet den Schamanen und Schamankas Handlungsmöglichkeiten, die sich kein christlicher, islamischer oder sonstiger Eingott -Schöpfungs -Anhänger vorstellen kann.

Verschiedene Arten von Schamanen

Unter den verschiedenen Arten von Schamanen wird der Begriff der Hexe dem Leser noch am vertrautesten sein. Schon vor der Christianisierung kannten unsere Vorfahren Hexen. Als solche bezeichneten sie diejenigen unter sich, die Fähigkeiten im Umgang mit Geistern erworben haben, ohne sich diesbezüglich prüfen zu lassen. Denn erst die Prüfung und Weihe durch die Gemeinschaft machen die Fähigkeiten für die Gemeinschaft einschätzbar und nutzbar. Wer sich also, obgleich befähigt, nicht prüfen ließ, der stellte sein Können nicht der Gemeinschaft zur Verfügung, sondern verbarg es. Deshalb stand man ihm mit Mißtrauen gegenüber.

Bevor die christliche Gewaltherrschaft über unsere Vorfahren kam, gab es einen sehr entwickelten Lehrstand, genannt die Galdramadhur, d.h. die Zauberliedleute. Die Galdor genannten Zauberlieder waren dereinst der Mittelpunkt der naturreligiösen Spiritualität. Was immer für wert befunden wurde, weitergegeben zu werden, wurde in die Form eines solchen Liedes gefaßt.

Unter den Galdramadhur (den Zauberliedleuten) gab es solche, die damit begannen, daß sie mit den Wesen der Unterwelten verkehren. Ist dies ein Mann, so nennt man ihn Thul. Die weiblichen Schamanen hießen Völva, d. h. Stabträgerin. Ihr Stab ist ein Symbol des Weltenbaumes und kennzeichnet ihren Arbeitsbereich.

Diejenigen aber, die sich zuerst den Oberwelten zuwenden und diese erforschen nennt man Goden bzw. Gydien. Gode bedeutet soviel wie "der Gute" oder "der sich mit den hochentwickelten Geistern befaßt".

Beiden Gruppen ist zueigen, daß sie sich auf eine bestimmte Schwingungsebene besonders gut einzulassen vermögen. Daher bevorzugen sie eben die oberen oder aber die unteren Welten und das macht den Unterschied zwischen ihnen aus.

Es liegt auf der Hand, daß man die Sorge um die Heiligtümer, die Leitung der Rituale und auch die basisdemokratischen Versammlungen den Goden und Gydien anvertraute.

Für Völven und Thule dagegen bezeugen alte Textquellen, daß sie durchs Land zogen und ihre heilerischen und zauberischen Dienste den Menschen anboten.

Auch systematisierten sie die notwendigen Methoden der Zauberei mit Hilfe des damals verbreiteten Alphabethes, der Runen (5). Davon aber mehr an anderer Stelle.

Leider wurde mit der Christianisierung die Fähigkeit, mit den Geistern zu verkehren als Konkurrenz zu den biblischen "Offenbahrungen" erkannt. Schamanismus war von den Christenpriestern nicht erwünscht. So wurden alle heidnische Priester und Schamanen zu Hexern und Hexen erklärt. Sie wurden zu Menschen, die ihre Kompetenzen nicht mehr innerhalb der Gesellschaft prüfen lassen konnten und somit auch nicht mehr verwirklichen konnten.

Die Praxis des Schamanismus

Hier möchte ich nun zur Praxis kommen, zum Beginn des "Tue -Teils" dieser Serie.

Der Schlüssel zu den Anderswelten ist der schamanische Bewußtseinszustand. Das Wesen dieses Zustandes ist sehr einfach zu beschreiben.

Wenn wir in unserem normalen Bewußtseinszustand unsere Wahrnehmung nach außen richten, so sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken wir die materielle Welt.

Wenden wir unsere Wahrnehmung in diesem Zustand nach innen, so nehmen wir unsere inneren geistigen Prozesse wahr. Wir hören auf unsere eigenen Gedanken und sehen innere Bilder. Wir begegnen dem eigenen Unbewußten.

Wenden wir unser Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken nach innen und gehen in den schamanischen Bewußtseinszustand, so treten wir in den Bereich des kollektiven Unbewußten ein. Das ist der Bereich, den wir mit allen Dingen teilen. Wir nehmen dann die Geister wahr, egal ob wir dazu eine Geistreise machen oder dabei Spazieren gehen.

Um diesen besonderen Bewußtseinszustand zu erreichen, gibt es sehr viele verschiedene Möglichkeiten: Die eine besteht in der Nutzung monotoner Rhythmen, weshalb Perkussionsinstrumente auch im europäischen Schamanismus eine große Rolle spielen. Die andere Möglichkeit besteht in der Verwendung psychotroper Naturdrogen.

Aber Achtung! Der Trommler wird nicht durch die Trommel in einen schamanistischen Bewußtseinszustand eintreten, sondern nur in den Zustand, in dem er sonst auch trommelt.

Also der Kiffer wird nicht durch Haschisch in einen schamanischen Bewußtseinszustand eintreten, sondern nur in den gewohnten Tran.

Deswegen solltest Du diejenigen Methoden nutzen, die Du bisher noch nicht angewendet hast. Nur so ist sichergestellt, daß Du tatsächlich in einen neuen, noch nicht definierten, sondern völlig freien Zustand eintrittst. Dieser kann dann zur schamanischen Trance ausgebaut werden.

Ich möchte Dich nun mit zwei Verfahren bekannt machen: Beide stellen, jedes auf seine Weise, den ersten Schritt zur Kontaktaufnahme mit den Geisterwelten dar.

Die erste Methode besteht in einer Reise in die der materiellen Welt am nächsten gelegenen Welten. Das sind die Welten der Alfen, der Wesen der Minerale und der Pflanzen.

Dazu benötigst Du eine Trommel oder einen Stab mit Metallklappern oder Glöckchen. Verwende hier bitte keine Rassel, denn diese dient nicht der Reise, sondern der Einladung der Geister. Daher kannst Du für das andere Ritual eine Rassel, nicht aber einen Klapperstab oder eine Trommel verwenden. Dieses zweite Ritual besteht in der Einladung jener Geister, die dir am nächsten sind, nämlich denen all der Menschen, die vor dir ihn deiner Familie gelebt haben.

Doch beginnen wir mit deiner ersten Gandreidh. Da Du niemanden hast, der dich führt, kann deine erste Gandreidh nur eine Unterweltsreise sein, denn ich kann dir schriftlich nicht beibringen, deine Schwingung zu erhöhen. Die Schwingungen abzusenken, vermag jeder auch ohne Einweihung. Bevor Du also einfach die folgenden Schritte für deine erste Gandreidh durchgehst, noch einige Hinweise.

Mache einen Bogen um alle Wesen, die gefährlich aussehen, die geifern, zähnefletschen oder fauchen.

Erschrecke dich nicht, wenn ein Reptil, Vogel oder Säugetier dich angreift. Dies ist ein wohlmeinendes Wesen, welches auf sich aufmerksam machen will.

Nenne keinesfalls deine wirklichen Namen. Denke dir vor der Reise einen Reisenamen aus. Solche Namen sind z.B. Gehmüde, Niemand, Keiner, Selb, Langsamgehender, Weitgereist usw.

Wenn Du den Namen von Geistern erfahren kannst, um so besser, dann kannst Du sie später leichter rufen. Erspare dir die Umstände, die dadurch entstehen, da Geister die Macht haben, dich zu rufen. Nenne daher stets einen falschen Namen.

Sollte es Hindernisse auf deinem Weg geben, versuche sie zu umgehen. Zerstöre nichts. Nehme nichts mit dir. Deine erste Reise wird eine reine Erkundigungsreise sein. Fang an.

  1. Um in die Unterwelt zu gelangen, suche dir zuerst eine Öffnung im Boden.
    Das kann eine Höhle, ein Kanickelbau, ein altes Pfostenloch oder ein See, dessen Tiefe du nicht kennst, sein. Ich selbst bevorzuge aus mythologischen Gründen einen begehbaren hohlen Baum und empfehle dir, es auch so zu halten. Prinzipiell jedoch ist die Größe des Eingangs gleichgültig. Suche also einen geeigneten Ort auf, setze dich und betrachte deinen Eingang in die Unterwelt.
    Gut ist es, schon jetzt den Geistern eine Gabe darzubringen, indem Du zuvor das Harz von Nadelbäumen sammelst, es mit Sägemehl mischt und diese Mischung auf einer glühenden Faßkohle verräucherst.
    Egal, ob du etwas darbringst oder nicht, präge dir den Eingang in die Unterwelt genau ein:
    Seine Form, wie sie sich in die uneinsehbare Tiefe zieht und sich dort verliert, die Farben, wie sie vom bunten Eingang über die Grautöne der Tiefe in das unergründliche Dunkel übergehen. Betrachte auch das Umfeld, in dem sich der Eingang befindet.
  2. Finde jemanden, der für dich die Trommel oder den Stab bedient. Weniger gut, aber möglich ist es, die Trommel auf eine MC aufzunehmen und dann über Walkman abzuspielen. Die Frequenz soll bei etwa 200 Schlägen die Minute liegen (6).
    Setze dich an einen ruhigen Ort und lasse den Trommler oder die Kassette mit den ca 200 Schlägen pro Minute ertönen. Lausche eine Weile auf die Klänge. Du wirst dich beobachten, wann Du endlich in den schamanischen Bewußtseinszustand gehst. Laß das!
    Stelle Dir statt dessen deinen Eingang in die Unterwelt vor. Betrachte ihn, wie Du ihn zuvor in der äußeren Wirklichkeit betrachtet hast: Form, Verlauf, Farbabstufungen etc.
  3. Stelle Dir vor, wie Du in diesen Eingang gehst. Es wird der Eingang in einen Tunnel unbekannter Länge sein. In diesem Gang können dir alle möglichen Wesen begegnen. Hier gelten die oben bezüglich Geister gegebenen Hinweise.
    Strebe dem Ausgang des Tunnels oder Ganges zu. Dieser wird dich in eine Landschaft entlassen. Erforsche die Landschaft, solange dies dir Spaß macht.
  4. Mache ein Lied über deine Erfahrung des Ganges oder Tunnels und über die Landschaft dahinter. Lerne es auswendig und schreibe es auf. Dies war deine erste Reise in die Anderswelten, und daher ein wertvolles Erlebnis. Würdige diesen Wert! Laß es für dich bedeutsam sein.

Schwierigkeiten bei der Reise

Schwierigkeit
# 1: Es gelingt nicht, einen Platz in der Natur vorzustellen.

Ursachen:

1.1 Schlecht im Visualisieren:

Bei Problemen etwas zu sehen hilft es meist, einfach den Trommelrhythmus zu verändern.
Meist sieht man auch mehr, wenn man sich der Tiefatmung befleißigt.

Oder: Auf Tasten oder Hören und Riechen umstellen!

Und: Den visuellen Sinneskanal im Alltag mehr üben: Genauer hingucken, sich Details merken und vorstellen. Lohnt sich immer, da das Leben dadurch reicher wird.

1.2 Gestörte Beziehung zur Natur.

Lösung: Versuchs mit einem Löchlein in der Wohnung.

Schwierigkeit
# 2: Eingang wird gefunden, man kommt jedoch nicht durch.

    Lösung:
  1. Immer wieder auf neuem Wege mit neuem Eingang versuchen
  2. Bis zu wochenlange Pausen machen
  3. Kompetente Hilfe holen (7)

Schwierigkeit
# 3: Bedrohtheitsgefühl

    Lösung:
  1. Ist fast normal. Mache ruhig weiter. Bringe nichts von der anderen Seite mit.
  2. Panik: Laß das! Bring erst dein Leben in Ordnung!

Die zweite Methode besteht also, wie oben erwähnt darin, die Geister herbeizurufen. Dazu eignen sich die Verstorbenen der eigenen Sippe besonders. Mache dir klar, daß jeder von Ihnen dazu beigetragen hat, daß es dich gibt. Daher haben deine Ahnen ein wohlwollendes Interesse an dir. Die Ahnen sind eine besondere Art von Geistern. Wir Heiden wissen, daß Menschen wiedergeboren werden. Zwischen den Widergeburten halten wir uns je nach unseren Neigungen in verschiedenen Welten bei unterschiedlichen anderen Geistwesen auf.

Wenn wir wiedergeboren werden, kehrt nicht alles von uns in die materielle Welt zurück. Der Körper ist ein anderer, stammt vielleicht aus einer anderen genetischen Reihe, hat vielleicht sogar ein anderes Geschlecht. Also sind viel Informationen über die Körperlichkeit, die vormals wichtig waren, unwesentlich und kehren nicht wieder. Auch lernen die meisten von uns nicht die Kunst sich über mehrere Leben zu erinnern. All dieses Wissen wird nicht wiedergeboren, sondern bleibt bei den Ahnen der Familie. Die Summe allen Wissens, das nicht durch Wiedergeburt erneut in die Welt kommt, soviel sei hier im Vorgriff gesagt, die Essenz dieser generationenüberspannenden Weisheit, das ist die Ahnfrau deiner Familie. Doch dazu später. Hier genügt es zu wissen, daß es möglich ist, all dem zu begegnen, was von denen, die in deiner Familie lebten nicht oder noch nicht wiedergeboren wurde.

Diesen Geistern kannst Du am leichtesten in den drei Tagen um Vollmond begegnen, denn dann sind die Ahnen den Menschen nahe. Der Volksmund weiß, daß sie dann kommen, um den Lebenden über die linke Schulter zu schauen.

1. Um dem geballten Wissen deiner Vorfahren begegnen zu können, benötigst Du eine Rassel und verschiedenen Gaben von weißer Farbe. Diese Farbe stellt dar, daß Du wünscht, daß deine Ahnen sich entwickeln, daß ihre Schwingung sich erhöht. Gib ihnen vom oben beschriebenen Rauch, damit sie den Weg zu dir finden. Bringe ihnen ein weißes Licht dar, damit sie sich an diesem wärmen und orientieren können. Weihe ihnen ein weißes Ei, damit sie die Fähigkeit haben, etwas in die Welt zu bringen. Gebe ihnen Milch, das zu nähren, was sie in die Welt bringen und Mehl, damit sie es wachsen und gedeihen lassen mögen.

2. Ordne all diese Dinge auf einem kleinen Gestell aus Holz oder aus Stein, über das Du ein weißes Tuch gebreitet hast.

3. Setze dich an diesen kleinen Hausaltar und schüttle die Rassel. Vergiß den schamanischen Bewußtseinzustand. Schließe die Augen. Konzentriere dich auf dein Gefühl für die Umgebung. Irgendwann wird sich hinter dir eine Versammlung einberufen. Du wirst an dem Kribbeln im Nacken, an einer Gänsehaut oder einem kalten Hauch spüren, wenn der Kontakt zu den Toten da ist. Genieße diese Nähe, denn Du wirst irgendwann einmal zu ihnen gehören. Es wird dann schön für dich sein, wenn deine Nachfahren sich an dich wenden. Egal wer dir gerade über die Schulter schaut, er wird sich über deine Aufmerksamkeit freuen.

4. Sprich nun zu deinen Ahnen. Sprich laut zu ihnen. Bitte sie, vorzutreten und einen Platz in deinem Leben einzunehmen, denn sonst werden sie es nicht tun. Du mußt sie dazu einladen, an deinem Leben Teil zu haben. Bitte die Ahnen also, sich um das Gestell mit den Gaben zu versammeln.

5. Berichte ihnen von deinem Leben im letzten Monat. Lache mit ihnen über das, was dich erfreute. Klage ihnen, was dich bedrückt. Frage die versammelte Weisheit aus Jahrtausenden um Rat. Es wird immer jemand unter ihnen sein, der deine Handlungsweise versteht und dies den anderen erklären kann. Immer wird es einige geben, die dir zu Lösungen raten werden. Danke jedem einzelnen für seinen Rat. Du mußt sie nur mögen, das ist alles. Sie werden dich mögen und dir helfen, immer!
Wenn Du dieses Ritual gut machst und dir ein Horn Met mitnimmst, um es auf deine Ahnen zu trinken, könnt ihr eine wirklich gute Zeit zusammen haben.

6. Überlege, wo in deinem Leben dir die einzelnen Empfehlungen wieder einfallen sollen.
Was wirst Du sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen, das dich daran erinnern wird?

7. Verabschiede deine Vorfahren mit folgendem alten westfälischen Spruch:

"Geht nun eurer Wege,
Doch tretet nicht auf's Roggengras (8),
Verletzt die Wurzeln nicht."

8. Lasse das Räucherwerk und das Licht ausbrennen. Wirf am folgenden Tag das Mehl in den Wind. Gieße die Milch an einen Ort, an dem Tiere sie aufschlecken können. Zerschlage auch das Ei dort. Deine Ahnen werden dich lieben. Sie werden den kommenden Vollmond auf dich warten und alle Vollmonde danach. Du hast hilfreiche Freunde und weise Ratgeber gewonnen. Pflege die Freundschaft. Es lohnt sich. Es ist ein Weg zu den Urgründen der Welt. Es ist ein Weg zu den Geistern.

P: Klient - Kybernetische Schlaufe - Berater

Bereits in den 70er Jahren erkannte die Weltgesundheitsorganisation WHO den Wert schamanischer Methoden. Sie fand heraus, daß diese therapeutischen Systeme in vitalistischen oder animistischen Ethnien ebenso wirksam sind wie die modernen Psychotherapien des Westens. Vitalismus bedeutet, daß in diesen Kulturen das Wissen um die Lebensenergie und ihrem Vorkommen in allen Dingen bekannt ist. Animismus bedeutet die Erkenntnis, daß alle Dinge beseelt sind. Beide Einsichten sind in der esoterischen Subkultur des multikulturellen Europas weit verbreitet.

Schamanismus läßt sich also heute wieder ebensogut einsetzen wie die effektivsten und modernsten Psychotherapien.

Eine schamanische Beratung bei mir sieht so aus, daß ich den Klienten in eine schamanische Trance versetze und dann selber in den entsprechenden Bewußtseinszustand gehe. Wir durchreisen beide jeder für sich die Bereiche des persönlichen Unbewußten. Endlich erreichen wir dann die Bereiche des kollektiven Unbewußten. Was dann geschieht, hängt vom Anliegen des Klienten ab.

Zusammenfassung:

Ich wurde durch Ausbildung zum Goden. Ich nutze Schamanismus in meiner Praxis und unterrichte Menschen darin. Als Heiden wissen wir von der andauernden Werdung der Welten aus den beiden Urkräften heraus. Dies veranschaulicht die Diaprojektor-Metapher. Goden, Gydien, Völven und Thule verkehren mit den Geisterwelten und beeinflussen so die andauernde Werdung aller Dinge. Das Bild des lebenden und beseelten Weltenbaum ordnet die neun Welten. Der schamanische Bewußtseinszustand ermöglicht den Kontakt zu den spirituellen Welten. Man kann die Geister rufen oder zu ihnen reisen. Du machst deine erste Reise. Schwierigkeiten beim Reisen lassen sich beheben.

Die Ahnen sind all das, was von den Vorfahren nicht wiedergeboren wurde. Durch Ahnenrituale läßt sich dieses Potential erschliessen.

Derartige Rituale lassen sich zur Heilung von körperlichen und seelischen Leiden, Lebens-Paar- und Firmenberatung nutzen.

Ausblick

Wie sich Schamanismus zur Heilung von körperlichen und seelischen Leiden und zur Beratung anwenden läßt.

Wie Du deinen Folgegeist findest
Wie der Folgegeist tanzt
Den Folgegeist pflegen
Wie Du dein erstes Zauberlied gewinnst
Wie Du der Ahnfrau begegnest
Wie Du deinen Zauber entdeckst

Erwerb von Hilfsgeistern

Heilen der Bande zwischen den Ahnen

Den Folgegeist pflegen

Für dein Ich geht es hier darum, seinen animalischen, instinktiven und unbewußten Teil anzunehmen.
Für den Folgegeist stellt dies eine sehr aufbauende und verpflichtende Erfahrung dar. So wird er erst bereit, mit Freude mit dir zusammenzuarbeiten. Das ist wichtig!

  1. Lade deinen Folgegeist zu dir
  2. Berichte deinem Folgegeist, was du an ihm magst. Es kann sein, daß dir nichts einfällt als mit seiner Gestalt anzufangen. Tue das. Früher oder später werden dir die positiven Seiten und Möglichkeiten im Wesen des Folgegeistes auffallen.
  3. Spreche diese dem Folgegeist gegenüber an, beziehe Stellung und belege den betreffenden Teil des Folgegeistes mit einem positiv bewertetem Adjektiv. Das kann etwas sein wie: "... und deshalb finde ich dich so edel."
  4. Sei offen für Vorschläge seitens des Folgegeistes.

 

1/7 Die Heidnische Gemeinschaft steht unter "H" im Berliner Telefonbuch.
2 Runen sind alte Sinn, - Schrift - und Zauberzeichen; Vorläufer unserer heutigen Buchstaben.
3 Ginnungangap, d.h. "die gähnende Leere".
4 Diese Kosmogonie entspricht dem druidischen Mythos von der Entstehung der Welten aus dem Schlangenei.
5 Tacitus bezeugt in seiner Germania, daß jeder Familienvorstand diese Zeichen kannte und anwenden konnte. das bedeutet 100%ige Alphabetisierung!
6 Eine entsprechende MC mit je 45 Minuten Trommel und Rassel kannst Du über die Heidnische Gemeinschaft beziehen.
8 Wenn man weiß, daß der Roggen der Sif, der Herrin der Sippen untersteht, dann erklärt sich dieser Spruch von selber.

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